DGB-Rentenexperte Andreas Schmal referierte beim Frühschoppen in Rottersdorf
Landau-Rottersdorf. "In Krisenzeiten werden alte Meinungen gerne neu begründet und mit besonderem Nachdruck als „Krisenmaßnahme“ verkauft, so ist es auch jetzt beim Thema Corona und Rente", erklärte der DGB-Rentenexperte Andreas Schmal am vergangenen Sonntag beim Frühschoppen im Vilstaler Hof zu dem der SPD-Kreisverband eingeladen hatte. Neben dem DGB-Regionsvorsitzenden für Niederbayern und Referenten Andreas Schmal, konnten dazu der Parlamentarische Staatssekretär Florian Pronold MdB, der SPD-Kreisvorsitzende Dr. Bernd Vilsmeier, der DGB-Kreisvorsitzende aus Rottal-Inn Thomas Asböck, der SPD-Unterbezirksvorsitzende Severin Eder und der Bezirksvorsitzende der SPD-Senioren Hartmut Manske begrüßt werden.
Es melden sich nun jene zu Wort, die schon immer für ein sinkendes Rentenniveau und steigende Altersgrenzen waren, stellte Schmal fest. Nun begründen sie weitere Rentenkürzungen mit der Corona-Krise. Dazu verbreiten sie unter wissenschaftlichem Anstrich irreführende Berechnungen und Behauptungen. Wissenschaft dient hier nicht der Aufklärung, sondern der politischen Propaganda. Dazu wird tief in die Trickkiste gegriffen. Das Gutachten des wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium für Wirtschaft zur Rente ist daher keine wissenschaftlich fundierte Beratung, sondern reine politische Propaganda. Mit den Vorschlägen will das Gremium ausschließlich die Arbeitgeber entlasten, kritisiert DGB-Rentenexperte Andreas Schmal.
Unstrittig ist: Die Renten folgen grundsätzlich der Entwicklung der Löhne. Trotz Corona-Krise sind die Renten letztes Jahr, zum 1. Juli 2020, gestiegen: um 3,45 Prozent (West) und 4,2 Prozent (Ost). Das ist auch richtig, denn die Renten folgen der Lohnentwicklung immer mit einer Verzögerung von ein bis zwei Jahren. Die Rentenerhöhung 2020 entspricht der Lohnentwicklung vor 2020. Unstrittig ist auch, dass die Renten (West) in 2021 trotz der wegen Corona in 2020 gesunkenen Löhne nicht gesenkt werden. Die so genannte Rentengarantie schließt sinkende Bruttorenten aus. Richtig ist auch, dass der so genannte Nachholfaktor bis 2025 nicht wirkt, da bis dahin die Haltelinie von 48 Prozent gilt. Und das Rentenniveau steigt in 2021 auf 49,4 Prozent, obwohl die Renten nicht steigen.
Dies ist der wahre Kern der aktuellen Debatten. Eine Übervorteilung der jungen Generation ist weit und breit nicht auszumachen. Vielmehr fallen die Renten nach Berechnungen der Bundesregierung in 2025 sogar rund 3 Prozent niedriger aus als ohne Corona-Krise. Ebenso falsch ist die Behauptung, die Löhne seien 2020 wegen Corona um 2,3 Prozent gesunken, zeigte Schmal auf. Richtig ist, dass der Lohnfaktor in der Rentenanpassungsformel ein Minus von 2,34 Prozent ausweist. Auch die Bundesregierung erläutert dies ausführlich. Dieser Effekt ist einmalig und rein fiktiv. Die Ausgangsbehauptung, die Löhne seien wegen Corona in 2020 um 2,34 Prozent gesunken, ist also falsch.
Und damit kommen wir zu des Pudels Kern, zeigte Schmal: Die gleichen Protagonisten lehnen es strikt ab, dass die Rente eins zu eins wie die Löhne steigt. Aus ihrer Sicht müssen die Renten dauerhaft deutlich langsamer steigen. Runter immer, aufwärts nimmer, ist hier wohl das Motto, so Schmal.