SPD Niederbayern würdigt Arbeiterkaiser August Bebel

14. August 2013

100. Todestag des überzeugten Sozialdemokraten gedacht

Straubing.
„Es gibt keine Befreiung der Menschheit ohne die soziale Unabhängigkeit und Gleichstellung der Geschlechter“ – so schrieb der erste Feminist, August Bebel bereits 1879 in seinem Buch „Die Frau und der Sozialismus“. Bebel gilt als Mitbegründer der SPD und die niederbayerischen Sozialdemokraten gedachten anlässlich der Ausstellung „150 Jahre SPD“ in Straubing am 13. August seines 100. Todestages.

Bebel wurde 1840 in Deutz bei Köln geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Seine Eltern sind früh gestorben und so konnte Bebel keine weiterführende Schule besuchen. Diese Erfahrung war sicher auch mit ein Grund für ihn, der SPD die Forderung nach einer kostenlosen Schule für alle ins Parteiprogramm zu schreiben. Schon zu Lebzeiten ist er eine Ikone der Sozialdemokratie gewesen, stellte der stellvertretende Vorsitzende der SPD Niederbayern, Peter Stranninger fest.

1863 – im Gründungsjahr der Sozialdemokratie machte sich Bebel als gelernter Drechsler in Leipzig selbstständig. Er war früh in Arbeitervereinen aktiv und lernte auf einem Fest des gewerblichen Bildungsvereins seine spätere Frau Julie Otto kennen. Sie heirateten 1866 und von nun an führten sie seine kleine Firma, die Tür- und Fenstergriffe herstellte, zusammen. Diese Zeit dürfte wohl prägend für ihn gewesen sein, erst recht seit seiner Zeit als Reichstagsabgeordneter, in der seine Frau die Firma mehr oder weniger alleine verwalten musste. So ist August Bebel zu einem Kämpfer für die Frauenrechte geworden und sorgte dafür, dass die SPD 1891 für die Einführung des Frauenwahlrechts einstand und sie “die Abschaffung aller Gesetze, welche die Frauen benachteiligten” verlangte. So schrieb Bebel 1879: “Die Frau der neuen Gesellschaft ist sozial und ökonomisch vollkommen unabhängig, sie ist keinem Schein von Herrschaft und Ausbeutung mehr unterworfen, sie steht dem Mann als Freie, Gleiche gegenüber und ist Herrin ihrer Geschicke.” „Eine mutige Vision eines neuen Gesellschaftsentwurfs“ nennt die stellvertretende Bezirksvorsitzende Ruth Müller diese Zeilen und erinnert daran, dass mittlerweile über ein Jahrhundert vergangen sei, dennoch aber gerade in der Gleichstellung noch viele Aufgaben ungelöst seien. So klaffe immer noch ein Gehaltsunterschied zwischen den Geschlechtern, Altersarmut betrifft noch immer mehr Frauen als Männer und auch in der Politik seien Frauen unterrepräsentiert.

Bebels Buch “Die Frau und der Sozialismus”, in dem er teilweise drastisch die Realitäten des Arbeiterinnen-Alltags darlegte, schlug ein wie eine Bombe. Es wurde schnell zu einem Bestseller und erreichte insgesamt mehr als 60 Auflagen. Im konservativen Lager um Bismarck machte Bebel sich damit keine Freunde, erinnert Dr. Bernd Vilsmeier an die Zeit der Sozialistengesetze und an insgesamt 57 Monate Gefängnisaufenthalt Bebels. Dennoch sei er „ein Mann gewesen, der für seine Ideen einstand und seiner Zeit voraus war“, so Dr. Bernd Vilsmeier. Noch bis Samstag ist die Ausstellung „150 Jahre SPD“ im Straubinger Kubus zu sehen, in der viele Stationen der Sozialdemokratie aufgezeigt sind.

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