ACE-Kreisverband bewertet Verkehrssicherheitsaktion "Finger weg!"
Dingolfing.
WhatsApp, Facebook, Nachrichten und Apps: Augen, Ohren und Gedanken sind bei vielen Fußgängern nicht bei der Sache, wenn sie eine Straße überqueren. Und das, obwohl sie die schwächsten Verkehrsteilnehmer sind – innerorts stellen sie 60 Prozent aller Verkehrstoten dar, so ACE-Kreisvorsitzender Bernd Vilsmeier. Deshalb macht der Auto-Club-Europa (ACE), Deutschlands zweitgrößter Autoclub, im Rahmen der diesjährigen Verkehrssicherheits-Aktion „Finger weg!“ Fußgänger auf die Gefahr durch Ablenkung im Straßenverkehr aufmerksam.
Hintergrund sind stagnierende Unfallzahlen in den vergangenen Jahren. Insgesamt 31.589 Fußgänger verunglückten im Jahr 2015 im Straßenverkehr, 534 davon tödlich. Mehr als jeder zehnte Tote im Straßenverkehr war ein Fußgänger. Zu den Gründen zählten neben der Rotlicht-Missachtung, mit etwa 40 Prozent die häufigste Unfallursache, auch die Tatsache, dass sich immer mehr Fußgänger im Straßenverkehr abkapseln: Mit Kopfhörern auf den Ohren und dem Blick aufs Smartphone, können sie das Verkehrsgeschehen kaum noch wahrnehmen.
Die gerade durchgeführte Aktion im hiesigen ACE-Kreis Landshut-Erding, der die Kreise Freising, Erding, Landshut, Dingolfing-Landau und Rottal-Inn umfasst, bestätigt diesen Trend, insbesondere in städtischen Gebieten: Von 1356 Fußgängern waren 769 mit dem Handy oder Smartphone beschäftigt (56,7 Prozent), bei Kindern und Jugendlichen lag die Quote sogar bei 64,9 Prozent. Bei den bisherigen Zählungen in Südbayern lag die Quote bei insgesamt 36,7 % „Smobies“. Das sind überraschend hohe Werte. „Jeder spricht vom Multitasking, doch es handelt sich dabei um einen gefährlichen Mythos: Niemand kann gleichzeitig Internetsurfen, Nachrichten checken und auf den Verkehr achten. Das ist ganz klar eine lebensgefährliche Selbstüberschätzung mit großem Gefahrenpotential“, meint der ACE-Kreisvorsitzende Vilsmeier.
Mit dieser Aktion will der ACE einen Denkanstoß liefern, denn Smartphones sind einerseits sicher sinnvoll und gut, können aber auch ein Sicherheitsrisiko gerade auch für Fußgänger darstellen. Die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger liegen uns besonders am Herzen, so die Mitglieder des ACE-Kreisvorstandes.
Doch nicht nur bei Fußgängern sieht der ACE Handlungsbedarf. Bereits vor zwei Jahren hatte der ACE im Rahmen der Verkehrssicherheitsaktion „Park dein Handy, wenn du fährst!“ die Ablenkung am Steuer protokolliert: Besonders besorgniserregend war die Zahl der Handysünder in Großstädten wie Hamburg und Berlin. Die ACE-Beobachter registrierten im Schnitt 90 (Hamburg) beziehungsweise 61 (Berlin) Handysünder pro Stunde, berichtete ACE-Clubbeauftragter Florian Baar. Der ACE setzt deshalb auch heute schon auf machbare technische Lösungen, die die Smartphone-Nutzung im Fahrzeug unterbinden.
„Jeder hat sein Leben selbst in der Hand – besonders deutlich wird das, wenn man sieht, wie viele Fußgänger als ‚Smombies‘ durch die Städte laufen. Mit unserer Aktion richten wir uns vor allem auch an Eltern und Erwachsene: Sie sollen Vorbild sein und Handys und Smartphones bewusst gebrauchen – oder im Zweifel eben auch einmal stecken lassen“, so der ACE-Kreisvorsitzende Vilsmeier. Die Ergebnisse der Verkehrssicherheits-Aktion in Landshut-Erding fließen in eine bundesweite Studie ein, die der ACE voraussichtlich im Herbst veröffentlichen will.