Infoveranstaltung von DGB und IG Metall
Dingolfing.
„Wie ist unsere Arbeitswelt heute gestaltet, wie wandelt sie sich und welche Möglichkeiten ha-ben wir – besonders Politik, Gewerkschaften und Zivilgesellschaft -, sie zu verändern“, das war das Thema des Vortrags über den Atlas der Arbeit der DGB-Organisationssekretärin Anja Wessely beim DGB-Kreisverband Dingolfing-Landau und der IG Metall Dingolfing am gestrigen Donnerstag im Dingolfing Postbräu. Zur gemeinsamen Veranstaltung konnten DGB-Kreisvorsitzender und BMW-Betriebsrat Manuel Wagner, die Vorsitzenden der IG Metall in Dingolfing, Inge Kolmeder und Johannes Hofmeister, und der IG Metall-Vertrauenskörperleiter bei BMW Thomas Zitzelsberger viele interessierte Gewerkschafter und Kolleginnen und Kollegen begrüßen.
Arbeit ist für die meisten Menschen mehr als nur der Broterwerb, so Anja Wessely, Arbeit definiert in der Regel den gesellschaftlichen Status, nicht nur durch das Einkommen, sondern durch den Beruf selbst. Arbeiten zu können, bedeutet soziale Teilhabe und gesellschaftliche Integration. Arbeit ist keine Ware, deren Preis und Bedingungen willkürlich festgelegt werden können oder nur vom Markt bestimmt werden dürfen. Arbeitsbedingungen und Löhne sind immer auch das Ergebnis politischer Entscheidungen, oft harter Konflikte und politischer Systeme.
Noch nie waren so viele Menschen in Deutschland in Arbeit, wie jetzt. Aber man muss sich die Daten schon genauer anschauen, so Wessely. So sind die Erwerbsquoten und -formen sehr unterschiedlich, je nach Familienstand oder Geschlecht. Während der Niedriglohnsektor auf relativ hohen Niveau stagniert, sind die Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen, auch während er Finanzkrise deutlicher angestiegen, als die Arbeitnehmerentgelte. Gleichzeitig nahm die Tarifbindung in den letzten 20 Jahren deutlich ab.
Der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit ist noch immer eine gute Ausbildung, so DGB-Sekretärin Wessely, nur sind die Ausbildungsplätze sehr ungleich in Deutschland verteilt. Während in vielen Regionen Lehrlingsmangel herrscht, finden anderswo die Jugendliche keine passende Stelle. Auch verdienen Frauen immer noch deutlich weniger als Männer, was sich dann stark in der Rente auswirkt. Denn die Grundlage einer guten Rente sind die Arbeitseinkommen - und da ist noch Luft nach oben, insbesondere beim Mindestlohn, so Wessely.
Gewerkschaften sind notwendiger denn je, so Anja Wessely. Sie sind hier bei uns und weltweit wichtig, um die Arbeitsbedingungen der Gegenwart und der Zukunft mitzugestalten. Dort, wo sie stark sind, wo es die Mitbestimmung im Betrieb und im Aufsichtsrat gibt, geht es Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern nachweislich besser. Gewerkschaften erreichen nicht nur Lohnerhöhungen, sondern sie haben auch zukunftsweisende Konzepte bei der Arbeitszeit, der Weiterbildung oder auch der Altersvorsorge. Sie treiben politische Forderungen wie die eines gesetzlichen Mindestlohns oder guter Arbeitsschutzstandards voran und ihre internationalen Organisationen unterstützen Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter weltweit, fasste Wessely zusammen.