Europa - jetzt aber richtig!
DGB-Kreisverband beim Niederbayerischen Gewerkschaftstag in Deggendorf
Deggendorf.
Unter dem Motto "Europa - jetzt aber richtig!" fand der in dieser Form bundesweit einzigartige Niederbayerische Gewerkschaftstag wieder in der bis auf den letzten Platz gefüllten Deggendorfer Stadthalle statt. Trotz des schlechten Wetters nahmen sehr viele Kolleginnen und Kollegen aus den DGB-Gewerkschaften schon am langen Protestmarsch vom Deggendorfer Bahnhof zur Stadthalle teil, freute sich DGB-Kreisvorsitzender Manuel Wagner, der von einer großen Delegation von Gewerkschaftern aus dem DGB aus Dingolfing-Landau begleitet wurde.
Besonders erfreut zeigten sich die Veranstalter vom niederbayerischen DGB, dass die beiden Mitglieder der Deutschen Bundesregierung, die Parlamentarischen Staatssekretäre Rita Hagl-Kehl MdB und Florian Pronold MdB, und dazu viele Vertreter der Landes- und Kommunalpolitik am Gewerkschaftstag teilnahmen. DGB-Kreisvorsitzender Wagner hofft, dass so die Forderungen der Gewerkschaften für gute Arbeits- und Lohnbedingungen bis in die Bundesregierung hoch getragen werden.
Der Hauptredner, der Bundesvorsitzende vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) Frank Bsirske, betonte, wie wichtig tarifgebundene Arbeitsplätze für eine gerechte Gesellschaft sind. Leider nimmt die Tarifbindung in Deutschland kontinuierlich ab, seit den 1990er-Jahren um über 20 Prozent und beträgt derzeit noch 49 Prozent im Westen und 34 Prozent im Osten - Tendenz: weiter sinkend. Auch betonte er, wie wichtig die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns in Deutschland war. Davon profitierten an die 5 Millionen Menschen, die nun etwas bes-ser verdienen und auch die Steigerungen bei den Renten sind eine Auswirkung des Mindestlohns.
Aber noch so viele Rentenreformen können kein gutes Rentenniveau sichern, wenn die Arbeitseinkommen nicht gerecht sind, denn die Renten beruhen letztendlich darauf. Deshalb sind Tariflöhne und auch die Tariftreue besonders bei staatlichen Aufträgen so wichtig. Leider ging dieses Thema bei der Landtagswahl im letzten Jahr völlig unter, kritisierte DGB-Vorsitzender Wagner, und im Koalitionsvertrag der neuen bayerischen Staatsregierung ist auch keine Rede davon. So hat weiterhin möglicherweise der ehrliche Unternehmer und Betrieb das Nachsehen, gegenüber den Anbietern, die mit Lohndumping und schlechten Arbeitsbedingungen, sich die Aufträge erschleichen. "Aber der Ehrliche, darf nicht der Dumme sein!", so Wagner.
Mit Blick auf die Europawahlen im Mai diesen Jahres betonten die Redner am Niederbayerischen Gewerkschaftstag wie wichtig die Idee des vereinigten Europas ist - ganz besonders bei der starken Exportabhängigkeit der vielen Arbeitsplätze in Niederbayern. Wir sind Gewinner der europäischen Einigung, so der bayerische DGB-Vorsitzende Matthias Jena, und wer meint, mit mehr Grenzen und Abschottung die Zukunft sichern zu können, der war schon vor hundert Jahren auf dem Holzweg. Hinsichtlich der hohen Arbeitslosenraten besonders bei Jugendlichen in den südlichen Ländern Europas wundern sich die DGB-Gewerkschafter, dass die IHK und Handwerkskammern dieses Potential für den viel beklagten Fachkräftemangel bei uns immer noch nicht entdeckt haben.