Europaabgeordneter Ismail Ertug zu Gast beim Unternehmen Speckner
Mengkofen-Oberhütt.
"Die Bürokratie, die wir im Zusammenhang mit der Europäischen Union (EU) oftmals beklagen, wird in vielen Fällen durch die nationalen Mitgliedsstaaten bei der Umsetzung von Richtlinien verursacht", stellte SPD-Europaabgeordneter Ismail Ertug aus Amberg, der auch Niederbayern betreut, klar. Europaabgeordneter Ertug, der Mitglied im Ausschuss für Verkehr und Tourismus (TRAN) des Europaparlaments ist, besuchte auf Einladung von Kreisrat und SPD-Kreisvorsitzenden Dr. Bernd Vilsmeier gestern den Landkreis. Beim familiär geführten Busunternehmen Leonhard Speckner informierte sich Ertug über die Situation mittelständischer Unternehmen in der Busbranche.
Das Unternehmen wurde im Jahre 1988 von Leonhard Speckner gegründet. Inzwischen ist die gesamte Familie, neben seiner Frau Renate auch Tochter Kathrin, Bayerns jüngste Busfahrerin, und Sohn Leonhard aktiv in den Betrieb eingebunden. Dazu sind noch einige Busfahrerinnen und Busfahrer in Voll- und Teilzeit angestellt. Der Großteil des Verkehrs ist der Betrieb von Buslinien im Rahmen des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), einige eigenbetriebliche Linien und dazu Reiseverkehr - auch ins europäische Ausland.
Das Unternehmen Speckner beklagt besonders den Mangel an qualifizierten Busfahrern. Da die Ausbildung, auch wegen sicherheitsrelevanter Gründe, ziemlich lange und auch sehr teuer ist, entscheiden sich immer weniger, den Beruf des Busfahrers zu ergreifen, der oft ungünstige Dienstzeiten hat und die Verdienstmöglichkeiten doch begrenzt sind. Früher hatten junge Menschen die Möglichkeit den Führerschein bei der Bundeswehr zu erwerben, was aber durch die überstürzte Abschaffung der Wehrpflicht durch Minister Guttenberg weggefallen ist.
Besonders ärgerlich sind aber die bürokratischen Hemmnisse, insbesondere für kleinere Unternehmen, beim grenzüberschreitenden Verkehr, so Speckner, da braucht man je nach Land unterschiedliche Formulare für die Sozialversicherung oder Steuer in unterschiedlichen Sprachen innerhalb der EU. Hier betonte Europaabgeordneter Ertug, dass das Europaparlament oftmals länderübergreifende einheitliche Regelungen anstrebt und auch beschlossen hat, die aber dann von den Nationalstaaten sehr bürokratisch und zu unterschiedlich umgesetzt werden. Leider liegt hier die Entscheidung oft allein bei den Mitgliedsstaaten der EU, kritisiert Ertug, deshalb brauchen wir hier eher mehr EU als, nationale Kleinstaaterei, dann würden sich die vielen kleineren Unternehmen im Wettbewerb mit den großen etwas leichter tun.