Arbeitsagentur statt Ferien

12. Oktober 2018

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Die Vertreter der GEW im Landkreis Deggendorf, Eleonore Melch (re.) und Karl-Heinz Unfried (li.), übergaben SPD-Landtagskandidat Dr. Bernd Vilsmeier (mi.) den Forderungskatalog der GEW zum Schuljahresbeginn.

GEW übergab Forderungskatalog zum Schuljahresbeginn

Deggendorf.

Den Forderungskatalog zum Schuljahresbeginn der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) übergaben der niederbayerische GEW-Pressesprecher Karl-Heinz Unfried und das für Deggendorf zuständige GEW-Vorstandsmitglied Eleonore Melch an den SPD-Landtagskandidaten Dr. Bernd Vilsmeier.

An Grund-, Mittel- und Förderschulen und zum Teil auch an Berufsschulen fehlen in diesem Schuljahr erneut in dramatischem Ausmaß Lehrkräfte. Erfolgreiche Absolventen der Lehrämter Realschule und Gymnasium stehen nach ihrer Ausbildung auf der Straße, erhalten befristete Arbeitsverträge oder sollen sich einer sog. Zweitqualifikation unterziehen. Dazu die GEW-Vertreter Melch und Unfried: "Die Staatsregierung muss eine ehrliche Bestandsaufnahme veröffentlichen, wirksame Maßnahmen ergreifen und die Flickschusterei auf dem Rücken von Schüler, Eltern und Lehrer beenden. Die GEW Bayern sieht ansonsten die Gefahr eines drohenden Bildungsnotstands. Die Staatsregierung hat, wie letztes Schuljahr, dem Lehrkräftemangel bei weitem nicht ausreichend entgegengesteuert“, stellten Melch und Unfried fest und ergänzten zur Politik des Kultusministeriums: „Eine gänzlich verfehlte Personalpolitik in den letzten Jahren, die Nichtbeachtung von Pensionierungen und der Geburtenrate, sowie seit Jahren zu wenig Investitionen. All dies führt dazu, dass die Bayrische Bildungspolitik gescheitert ist und nun endlich der Mut aufgebracht werden muss grundlegende, langfristige Maßnahmen in Angriff zu nehmen: A 13 als Eingangsbesoldung für alle Lehrkräfte und die Umstrukturierung der Lehrerbildung.“

Die GEW fordert seit Jahren die notwendige Transparenz vom Bayerischen Kultusministerium und eine ehrliche Bestandsaufnahme. Dies sei die Basis für vorausschauende Politik. „Schönfärberei ist hier völlig kontraproduktiv. Auch Bayern setzt längst Seiteneinsteiger ein, um den dramatischen Lehrkräftemangel zu kaschieren: Ein Student für das Lehramt an Grundschulen im ersten Semester bekam z. B. 27 Unterrichtsstunden übertragen. Hier von ausschließlich qualifiziertem Personal zusprechen ist fast schon zynisch", so Melch und Unfried.

Leider war auch in diesem Jahr das Schuljahresende an die tausend Lehrer mit dem Gang zur Arbeitsagentur verbunden. Sie werden Jahr für Jahr vom Freistaat im August in die Arbeitslosigkeit geschickt. Ein Zustand, der für die SPD-Landtagskandidat Vilsmeier nicht haltbar ist: "Der Freistaat weiß genau, dass er alle verfügbaren Lehrkräfte auch im kommenden Schuljahr dringend benötigt. Es ist unredlich und falsch, die angestellten Lehrkräfte in die Arbeitslosigkeit zu schicken".

Deshalb rufen Dr. Vilsmeier und die GEW-Vertreter Melch und Unfried dazu auf, dass der Freistaat Bayern diese Praxis endlich beenden solle. Vilsmeier verwies darauf, dass zum Beispiel an Grund- und Mittelschulen die Zahl der befristeten Verträge von 2012 auf 2016 um knapp 50 Prozent auf 1.480 angestiegen ist. An Realschulen gab es sogar eine Steigerung um 69 Prozent auf 1.332. Insgesamt waren laut Kultusministerium im Jahr 2016 über 7.000 Lehrkräfte nur befristet angestellt.

Die Forderung von GEW und SPD: Lehrer werden angesichts steigender Geburtenrate und Zuzug nach Bayern dringend gebraucht. Dies besonders, weil die Zahl der Lehramtsstudenten sinkt. Ein Blick an die Schulen zeigt: Die Klassen sind zu groß, der Unterrichtsausfall ist eklatant hoch. "Sollen wir unsere Bildungseinrichtungen stilllegen wegen Lehrermangels? Wir brauchen unsere Lehrerinnen und Lehrer! Wenn ein Unternehmen so arbeiten würde, dann müsste es die Produktion einstellen", so Vilsmeier. Bei der Ankündigung des Kultusministeriums, 2019/20 bisher befristete Verträge in Beamtenstellen umzuwandeln, kann man sich des Eindrucks eines Wahlkampfmanövers nicht ganz verwehren, denn das hätte die Staatsregierung längst umsetzen können.

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