DGB-Kreisverband Dingolfing-Landau diskutiert die DGB-Kampagne "Arbeitszeit neu gestalten"
Dingolfing-Landau.
„Während einige Akteure in der Politik und Wirtschaft die Arbeitszeit mit Verweis auf den angeblich schon drohenden Arbeitskräftemangel einfach verlängern wollen, sagen wir ganz klar: Das ist der falsche Weg!“, betont Cengiz Kahya, Kreisvorsitzender des Deutschen Gewerkschafts-Bundes (DGB) von Dingolfing-Landau. „Diese abstrusen Vorschläge bringen uns mit Blick auf die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen am Arbeitsmarkt kein Stück voran. Arbeitszeitverlängerung führt zu keiner einzigen Fachkraft mehr. Im Gegenteil: Dieser Weg führt noch mehr Fachkräfte in die Burnout-Klinik oder gleich in die Erwerbsminderungsrente – hier braucht es bessere Antworten!“, so Kahya weiter.
Bei der letzten Sitzung des DGB-Kreisvorstandes von Dingolfing-Landau am vergangenen Donnerstag, die zur Abwechslung mal wieder "online" stattfand, stellte die DGB-Organisationsekretärin Anja Wessely die neue Kampagne des DGB Bayern "Arbeitszeit neu gestalten" vor. DGB-Kreisvorsitzender Kahya freute sich, dass auch die DGB-Kreisvorstandsmitglieder aus den DGB-Gewerkschaften bei diesem Thema interessiert dabei waren.
Neben attraktiven Arbeits- und Ausbildungsbedingungen sowie tragfähigen Konzepten zur Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf sei laut Wessely ganz entscheidend, was die Beschäftigten wollen: Hier ist die Botschaft klar: Die Menschen wollen ihren fairen Anteil am erarbeiteten Wohlstand, und zwar in Form von Zeit und Geld. In vielen Branchen vereinbaren die DGB-Gewerkschaften bereits mit den Arbeitgebern in Tarifverträgen passgenaue Lösungen im Sinne der Beschäftigten – von Verkürzungen und Flexibilisierungen der Arbeitszeit über Langzeitkonten hin zu Altersteilzeitregelungen. Für uns ist klar, so Kahya: "Arbeit muss zum Leben passen und nicht umgekehrt.“
Der DGB-Kreisvorstand sieht die Arbeitgeber in der Pflicht zusammen mit den Arbeitnehmervertretern für Arbeitszeitmodelle zu sorgen, die vor dauerhaften Belastungen schützen: Der Blick in die Arbeitswelt zeigt, dass der Arbeits- und Gesundheitsschutz in viel zu vielen Unternehmen viel zu klein geschrieben wird, auch zum eigenen Schaden. Dabei gibt es schon längst arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse, dass zu lange Arbeitszeiten Gesundheitsrisiken erhöhen, kürzere sich dagegen positiv auf die Produktivität und die Zufriedenheit der Arbeitnehmer auswirken, was bei der dem derzeitigen Fachkräftemangel einen nicht zu verachtenden Faktor darstellt.
Darüber hinaus sind flexible und mitbestimmte Arbeitszeiten insbesondere mit Blick auf Frauen im Arbeitsmarkt ein probates Mittel zur Fachkräftesicherung: „Laut Bundesagentur für Arbeit liegt das größte Fachkräftepotenzial Bayerns bei den Frauen. Doch nach wie vor sehen wir, dass die Arbeitszeit ungleich auf die Geschlechter verteilt ist, sowohl was die Erwerbsquote als auch den Stundenumfang anbelangt“, erklärte DGB-Sekretärin Wessely.
So arbeiteten im Jahr 2022 im Freistaat insgesamt 49 Prozent aller Frauen und neun Prozent aller Männer im erwerbsfähigen Alter in Teilzeit. Ein Spiegelbild dazu ist das Feld der unbezahlten Sorgearbeit. „Deshalb braucht es moderne Arbeitszeitmodelle, mit denen sich Erwerbs- und Sorgearbeit vereinbaren und gerecht verteilen lassen. Gerade Frauen brauchen passende Rahmenbedingungen, damit sie selbstbestimmt einer Erwerbsarbeit nachgehen können“, so Wessely abschließend.