ACE nimmt Gurtmuffel ins Visier

28. Juli 2016

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Die ACE-Kreisvorstandsmitglieder waren auf der Jagd nach Gurtmuffel: (v.li.) Hugo Steiner, Johann Thaler, Sepp Menrath, Robert Haslbeck, Franz-Xaver Stocker, ACE-Kreisvorsitzender Dr. Bernd Vilsmeier und ACE-Clubbeauftragter Florian Baar.

Aktion „Komm guRt“ vom ACE-Kreisverband gestartet

Dingolfing.
„Komm guRt an!“, so der Name der diesjährigen bundesweiten Verkehrssicherheitskampagne des Auto Club Europa (ACE). Mit dieser Aktion will der ACE den „Gurtmuffeln“ mit guten Argumenten entgegentreten, erklärt der ACE-Kreisvorsitzende Dr. Bernd Vilsmeier im ACE-Kreis Landshut-Erding, der die Kreise Freising, Erding, Landshut, Dingolfing-Landau und Rottal-Inn umfasst. Er will Autofahrer, die sich oder Kinder im Fahrzeug nicht richtig sichern, zum Nach- und vor allem zum Umdenken bewegen.

Anlass für die Aktion, an der sich auch die örtliche ACE-Kreisvorstandschaft beteiligt, sind die besorgniserregenden Zahlen aus den Polizeiberichten. Nach ACE-Recherchen war 2014 bundesweit durchschnittlich jeder fünfte Verkehrstote zum Zeitpunkt des Unfalls nicht angeschnallt. 10.765 Kinder verunglückten 2014 bundesweit als Mitfahrer in einem Pkw. Laut dem Statistischen Bundesamt auch deshalb ein trauriger Rekord, weil viele Kinder gar nicht oder nicht richtig angeschnallt waren.

Für Bernd Vilsmeier, Vorsitzender des ACE-Kreises Landshut-Erding eine erschreckende Bilanz. Er leitet die Verkehrssicherheits-Kampagne vor Ort und betont: „Nichts schützt im Auto effektiver als der Gurt – doch gerade auf dem Weg zur Arbeit, zur Kita oder zur Schule sind viele, darunter auch viele Kinder, oft falsch oder gar nicht gesichert, denn viele gehen davon aus, dass bei niedrigen Geschwindigkeiten innerhalb von Ortschaften nichts passieren kann. Eine fatale Fehleinschätzung, ungesicherte Kinder haben ein siebenfach höheres Risiko, bei Unfällen schwere oder gar tödliche Verletzungen zu erleiden.“

Gurtmuffelquote im ACE-Kreis Landshut-Erding bei 13 Prozent

Die Auswertungen, die die Mitglieder des ACE-Kreisvorstandes bei 6 Zählaktionen im Gesamtzeitraum von 4 Stunden gemacht haben, ergaben folgende Zahlen: Bei 866 gezählten Autofahrern waren 120 nicht angeschnallt, was ein Nichtanschnallquote von 13,9 Prozent ergibt. Bei gezählten 177 Beifahrern waren 24 nicht angeschnallt, eine Quote von 13,6 Prozent. Dabei bewegte sich die Gurtmuffelquote von 9,6 Prozent in Dingolfing, über 14,4 Prozent in Pfarrkirchen auf 18,8 Prozent in Reisbach bei den Autofahrern. Bei den Beifahrern lagen Pfarrkirchen mit 11,6 Prozent knapp vor Reisbach mit 12,5 Prozent. Schlusslicht war hier Dingolfing mit einer Gurtmuffelquote von 18,0 Prozent.

Bayernweit betrug der Anteil der Gurtmuffel 5,7 Prozent bei 13.385 gezählten Autofahrern und 5,5 Prozent von gezählten Beifahrern. Die geringste Gurtmuffelquote in Bayern hatte München mit 2,4 Prozent bei den Fahrern und Würzburg mit 1,7 Prozent bei den Beifahrern. Die meisten Gurtmuffel gibt es mit 33,6 Prozent in Illertissen bei den Fahrern und 32,6 Prozent bei den Beifahrern.

Das droht Gurtmuffel

Wer die Anschnallpflicht als Erwachsener bei sich selbst missachtet, muss mit einem Bußgeld in Höhe von 30 Euro rechnen. Ist ein Kind gar nicht gesichert, verdoppelt sich das Bußgeld auf 60 Euro. Hinzu kommt ein Punkt in Flensburg. Sind Kinder nicht richtig gesichert, beispielsweise ein zehnjähriges Mädchen ohne Kindersitz nur mit dem Sicherheitsgurt, drohen 30 Euro Bußgeld.

ACE fordert Startsperre für Gurtmuffel

Neben den Autofahrern, Eltern und Verwandten sieht der ACE aber auch die Hersteller und die Politik in der Pflicht: Eine Anfahrsperre bei nichtangelegtem Sicherheitsgurt könnte die Anlegequote weiter steigern und die Zahl der Unfalltoten deutlich reduzieren. Auch ein verpflichtendes Sicherheits-Warnsignal, wenn auf den hinteren Sitzen die Gurte nicht angelegt sind, könnte dazu beitragen, dem Ziel der Vision Zero näher zu kommen.

Gurt feiert 40-jähriges „Dienstjubiläum“

„Ich kann mich noch gut an die Einführung der Gurtpflicht vor vierzig Jahren erinnern“, sagt Bernd Vilsmeier. „Damals bangten Männer um ihre Freiheit und Frauen um ihren Busen - wie absurd.“ Erst mit der Einführung des Verwarngeldes in Höhe von 40 Mark im Jahr 1984 wurde der Gurtpflicht überwiegend entsprochen. Wer hingegen heute ohne Gurt fährt, macht dies eher aus Bequemlichkeit oder weil er sich durch moderne Sicherheitselemente wie Airbags, Knautschzone und Co. im Auto gut geschützt fühlt. „Doch der Airbag funktioniert beispielsweise nur in Zusammenspiel mit dem Gurt. Das sollte sich jeder Autofahrer vor Augen führen“, mahnt der ACE-Kreisvorsitzende Vilsmeier.

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