Verkehrssicherheitsaktion des Auto-Club-Europa (ACE)
Dingolfing-Landau.
Die Handynutzung ohne Freisprecheinrichtung ist beim Autofahren verboten. Das weiß jeder – aber halten sich auch alle dran? Die Ehrenamtlichen des Auto-Club-Europa (ACE)-Kreises Landshut- Erding, zu dem die Städte und Landkreise Freising, Erding, Landshut, Dingolfing-Landau und Rottal-Inn gehören, haben das „Telefonieren und Simsen am Steuer“ zum Thema ihrer diesjährigen Verkehrssicherheitsaktion gemacht. In den vergangenen Monaten haben der Vorsitzende des ACE-Kreises Landshut-Erding, Dr. Bernd Vilsmeier, und weitere Ehrenamtliche aus dem ACE-Kreis in vielen Stunden an verschiedenen Orten erfasst, wie es die Autofahrer mit ihren Handys und Smartphones halten. Beachten sie das Handyverbot am Steuer? Oder surfen, simsen und telefonieren sie während der Fahrt? "Denn nur, wenn wir auch Zahlen und Fakten haben, können wir überzeugend argumentieren", sagt der ACE-Kreisvorsitzende Vilsmeier.
Bewaffnet mit Kladde, Kugelschreiber und Strichliste haben die Männer vom ACE unter anderem in Dingolfing, Reisbach, Marklkofen, Landshut und weiteren Orten notiert, wie hoch die Anzahl der Handytelefonierer und SMS-Tipper, unterteilt in männlich und weiblich, sowie private Pkw und Berufsverkehr ist."Was wirklich ganz extrem auffällt, sobald ein Autofahrer an einer roten Ampel steht, wird das Handy in die Hand genommen und drauflos getippt. So wie es aussieht, schreiben sie aber keine SMS, sondern suchen eine Telefonnummer. Denn sobald die Ampel grün wird und sie losfahren, haben sie das Handy am Ohr, " so ein erstes Fazit der ACE-Ehrenamtlichen.
Jeder der Ehrenamtlichen hat schon Erfahrungen mit den Autofahrern, die ihre Finger nicht vom Handy lassen können, gemacht. Sie erzählen von Ampelschläfern, die mit gesenktem Blick über ihrem Mobiltelefon hängen, und von Autofahrern, die scheinbar ohne Grund auf der Autobahn langsamer werden und sich auch mal rechts hinter einem Lkw einordnen. Wenn man vorbeifährt, sieht man deutlich, dass sie gerade das Handy am Ohr haben. Und gefühlt werden es immer mehr, die auch während der Fahrt ganz automatisch zum Smartphone greifen, wenn es blinkt, piept oder vibriert. "In den vergangenen Jahren hatten wir ja von Jahr zu Jahr einen Rückgang bei den Verkehrstoten und Verletzten. Wenn nun das Auto immer mehr zu Kommunikationszentrale wird – will nicht wissen, wie die Statistik in ein paar Jahren aussieht", so ACE-Kreisvorsitzender Bernd Vilsmeier nachdenklich. "Eine Freisprecheinrichtung kostet doch heute nicht mehr die Welt. Und wer viel unterwegs ist, der kann sich das doch wirklich zulegen."
Zusammen mit Florian Baar, dem Regionalbeauftragten Club für die Region Bayern-Süd werten die ACE-Ehrenamtlichen ihre gesammelten Daten aus. Im Rahmen von 16 Aktionen verteilt auf 17 Stunden wurden 237 „Tipper und Telefonierer“ erfasst. Das heißt im Durschnitt etwa 14 pro Stunde. Hochgerechnet auf ein ganzes Jahr, unter der Voraussetzung von 15 Stunden täglich, wären dies fast 77.000 „Verkehrsverstöße“ mit entsprechendem Gefährdungspotential. "Wahrscheinlich machen sie sich einfach nicht klar, wie gefährlich es wirklich ist", sagt ACE-Kreisvorsitzender Dr. Vilsmeier, „denn wer im Stadtverkehr bei Tempo „50“ nur zwei Sekunden aufs Display anstatt auf die Straße schaut, fährt knapp 30 Meter ohne Sicht. Außerorts bei 80 km/h sind das bereits 45 Meter und bei 100 km/h sogar 60 Meter.“
Aber nur jeder zweite Autofahrer (52 Prozent) verzichtet bewusst auf das Telefonieren im Auto. Das hat nach Angaben des ACE der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) in einer repräsentativen Befragung unter 2.000 Verkehrsteilnehmern herausgefunden. Besonders schnell ablenkbar sind junge Fahrer. Sie sind vor allem beim SMS-Schreiben und beim Telefonieren deutlich aktiver als ältere. Geschlechterunterschiede gibt es hingegen kaum. Das Kraftfahrtbundesamt (KBA) hat 420.000 Verstöße gegen das Handyverbot registriert. Die Polizei ist nach Angaben des ACE über die Entwicklung zunehmend besorgt. Zwischen 2008 und 2013 ist die Zahl der Verkehrsunfälle mit ungeklärter Ursache um 56 Prozent gestiegen, dahinter vermutet wird unter anderem die verbotene Nutzung von Smartphones.