Mehr Breitwasser statt Hochwasser

18. August 2016

Vilstalsee_160818
Mehr Hochwasserschutz durch Breitwasser fordern die SPD-Mandatsträger: (v.li.) Ruth Müller MdL, Parl. Staatsekretär Florian Pronold MdB, Rita Hagl-Kehl und vom SPD-Kreisvorstand Hugo Steiner und Dr. Bernd Vilsmeier.

SPD-Mandatsträger wollen besseren Hochwasserschutz an der Vils

Steinberg.
"Für einen verbesserten Hochwasserschutz muss man den gesamten Flusslauf der Vils im Blick haben, damit für alle Anlieger von der Quelle bis zur Mündung in die Donau ein besserer Schutz erreicht werden kann", darin waren sich die SPD-Abgeordneten Rita Hagl-Kehl MdB, Ruth Müller MdL und Parlament. Staatssekretär Florian Pronold MdB zusammen mit dem örtlichen SPD-Kreis- und Gemeinderat Dr. Bernd Vilsmeier heute bei einem Besuch am Stauwerk des Vilstalsees in Steinberg einig. Der Vilstalsee wurde im Zeitraum von 1972 bis 1975 errichtet und 1976 in Betrieb gegangen. Er bietet einen Hochwasserschutzraum mit etwa 9,2 Millionen Kubikmeter mit einer Wasserfläche von bis zu 350 Hektar. Die normale Fläche des Sees sind etwa 100 Hektar. Im laufe des letzten Jahres wurde das Stauwerk ertüchtigt, um den aktuellen Normen zu genügen. Nach Aussage der zuständigen Behörde würde ein solches Bauwerk heutzutage gar nicht mehr errichtet.

Die Funktion des Hochwasserrückhaltebeckens, so die offizielle technische Bezeichnung des Vilstalsees, ist, kurzfristig Hochwasser, das durch Schneeschmelze oder außergewöhnliche Regenfälle entsteht, zurückzuhalten und abzupuffern, erklärte Dr. Vilsmeier, so dass der Wasserabfluss ins untere Vilstal kontrolliert erfolgen kann. Die Kapazität des Vilstalsees ist auf ein fünfjähriges Hochwasserereignis ausgelegt. Seit seiner Inbetriebnahme konnten so die Überflutungshäufigkeiten für die Unterlieger wenn nicht verhindert, so doch deutlich reduziert werden.

Besonders das Hochwasserereignis im Sommer 2013 und auch in diesem Jahr mit den katastrophalen Folgen in den Regionen um Deggendorf, Passau und Simbach/Inn zeigen einmal mehr, dass sich solche Ereignisse nur begrenzt kontrollieren und schon gar nicht wegbetonieren lassen. Eine vielfach geforderte Erhöhung des Staudamms am Vilstalsee kann eine wirkliche Katastrophe, wie sie bei fünfzig- oder gar hundertjährigen Flutereignissen auftritt, nicht wirklich verhindern und verschlimmert die Lage der Oberlieger sogar. Die Natur und vor allem das Wasser nimmt sich einfach den Raum, den es früher hatte. Wir brauchen deshalb mehr Breitwasser, statt Hochwasser, so SPD-Kreisvorsitzender Dr. Vilsmeier.

Deshalb muss die Lehre aus den Hochwasserkatastrophen von 2016, 2013 und auch 2002 sein, Vorsorge zu treffen, dass Hochwasserschäden vermieden und oder wenigstens vermindert werden, so die SPD-Vertreter. Und jeder Sachverständige weist darauf hin, dass Vorflutflächen geschaffen und Dämme weiter zurückgesetzt werden müssen, um die Menschen und ihr Eigentum zu schützen. Daher brauchen wir mehr Überschwemmungsflächen, die in den Flächennutzungsplänen der Kommunen auszuweisen sind. Diese Flächen sind frei von jeglicher künftiger Bebauung zu halten und Vertreter von Behörden und Verwaltungen, die sich nicht daran halten, sind persönlich zur Verantwortung zu ziehen.

Außerdem braucht es grundsätzlich das Vorkaufsrecht für den Staat nach dem Wasserrecht (nicht nach dem Baugesetzbuch) für Flächen, die im Überschwemmungsbereich liegen. So kann ein Flächenpotential für das Zurücksetzen von Dämmen über eine Flurbereinigung erreicht werden. Grundsätzlich muss hier gelten, dass Gemeinwohl vor den Wünschen einzelner kommt - natürlich bei angemessener Entschädigung, so wie es beim Bau des Vilstalsees praktiziert wurde. Viele Bürger im Bereich des Vilstalsees werden sich noch daran erinnern. Des Weiteren braucht es aber auch Rückhaltebecken und Gewässerschutzstreifen für die kleineren Bäche und Flüsse, damit das Wasser nicht so schnell in die größeren Flüsse fließt, um so Hochwasserereignisse besser steuern zu können. Auch eine erosionsmindernde Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen muss erreicht werden, um derartig massive Katastrophen durch Schlammlawinen zu verhindern. So lassen sich Hochwasserereignisse besser steuern. Außerdem fordern die SPD-Mandatsträger eine allgemeine Elementarschadenversicherung, um die finanzielle Belastung Betroffener zu minimieren, denn vor Flut-, Sturm- oder Hagelschäden ist niemand gefeit.

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